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Ensemblia: Finales Getöse im Museum

Etwa 200 Besucher kamen ins Museum Abteiberg zum Abschlusskonzert des Festivals Ensemblia, neugierug darauf, was der "composer in residence" Thomas Witzmann bei einer weiteren Uraufführung "auspacken" würde. Es gab ein schrilles Spektakel.

Nach dem Finale im Abschlusskonzert der "Ensemblia" hat sich die Handschrift des Ensemblia-Residenten, des Kölner Komponisten Thomas Witzmann, verdeutlicht. Beide Groß-Inszenierungen, die in der Deutschen Bank wie das Schlussstück im Museum, waren mit großer Akribie eigens für die umgebenden Räumlichkeiten entworfen. Insofern gewinnt der sie schmückende Begriff "Uraufführung" eine ganz spezielle Bedeutung. Nirgendwo anders könnten die Werke so wiederholt werden.

Doku-Material für die Biografie

Beide, das "Bank-Gehimnis" wie "Ausgepackt" waren also einzigartige Ereignisse, dazu fabelhaft inszeniert. Ob sie indes eine nachhaltige Wirkung haben werden, mag füglich bezweifelt werden. Obwohl heute solche Aktionen dank technisch einwandfreier Dokumentationsverfahren für die Biografie eines Künstlers von Nutzen sind...
Jedenfalls führte Witzmann persönlich als Solist - ausstaffiert als Reisender im Tweedmantel und mit großer Tasche - das Abschlusskonzert heftige Attacken auf musikästhetische Konsumentenvorlieben. Indem er Klänge buchstäblich auf dem Boden zerschlug, wo er mit gewieftem Schlegeleinsatz ein Zymbal traktierte. Zwischendurch hatten in dem weiträumigen Spielareal, das neben der großen Museumshalle benachbarte Räume und das Obergeschoss einschloss, auch professionelle Schlagwerker für mächtig Klang-Wirbel gesorgt. Sogar eine Geigerin (Anne Monika Sommer) und der Cellist Werner Selge von den Niederrheinischen Sinfonikern mussten außer Saiten auch Säulen traktieren. Lustig der Einsatz von drei durch die Luft geschwungenen "Waldteufeln", auch Witzmann selbst fand ähnliches in seiner Reisetasche, das er hingebungsvoll bearbeitete.
(...).

Dirk Richert, Rheinische Post,  14.06.2005

 

Am Ende schrillen die Alarmglocken

Die Alarmglocken schrillen der Ensemblia ins Ende des Abschlusskonzerts. Was von Thomas Witzmann als Witz in sein wild zusammengeklaubtes Kreativ-Theater im Museum Abteiberg einmontiert war und worüber man herzlich lachen durfte -, hat eine ziemlich ernste Kehrseite: Nichtnur Bärbel Lenz, in der MGMG Organisatorin des Festivals, äußerte öffentlich große Sorge um den Fortbestand des der Crossover-Biennale. Auch andere Politiker wähnen, die CDU und ihr Kultur-Frontmann Hans-Walter Hütter wollten das Festival streichen.

(...) Thomas Witzmanns "ausgepackt" bespielte danach das ganze Haus: Mächtige Tamtams dröhnen, während Witzmann wie ein Einbrecher mit Utensilientasche auf Röhren trötend und auf allem herumhämmernd, was einen Ton von sich gibt, zur One-Man-Show in den ersten Stock marschierte.

Eine halbe Stunde rauschten die Klänge vom im Raum postierten Orchester zu Live-Bildern aus der Video-Kamera, die genau filmte, was Witzmann an abstrusen Klangerzeugern aus seiner Tasche kramte. Der Schluss ist bekannt und der Mentor dieser Ensemblia flüchtet vorm Sirenengeheul ins Freie. (...)


Armin Kaumanns, Westdeutsche Zeitung, 13.06.2005