Video-Trailer … Küche, Diele, Bad …
Zwölf Wohnungen im Haus Europas Video-Musik-Installation von Thomas Witzmann
für drei Quartette und drei Video-Beamer
Uraufführung: 24. Mai 2009, Ensemblia 2009, Mönchengladbach
24./25./26. Juni 2009, Halle Kalk, Köln
gefördert von: gefördert durch: Sparkasse KölnBonn und die Stadt Köln
Ist angesichts der globalen permanenten Verfügbarkeit von Informationen aller Art ein Rückzug ins Private noch möglich oder notwendiger denn je?
Üblicherweise bringen
Reisende ihre Urlaubsbilder mit nach Hause. In diesem Projekt wird das Publikum
mit Impressionen aus den Wohnungen der zwölf aus ganz Europa angereisten
MusikerInnen konfrontiert. Der Komponist und Regisseur Thomas Witzmann hat vor Ort
gedreht, anschließend montiert und musikalisiert. In scharfen Schnitten höchst subjektiv belichtet. Die Bewohner selbst offenbaren sich aber nie in ihren eigenen vier Wänden; so bleibt offen, wer wo wohnt. Gibt es wirklich den griechischen Teppich, die französische Garderobe, das holländische Fenster, den schwedischen Tisch, das britische WC, den deutschen Stuhl, die spanische Lampe, das polnische Federbett, die italienische Küche …? Und ab und an erscheint im Video die ewige Besucherin ihrer weit verzweigten Nachkommenschaft, die Urmutter des Kontinents, die mythologische Figur mit ihrem Migrationshintergrund: Europa. Dargestellt von einer türkischen Schauspielerin, gibt sie (wie jeder Haus-Besuch) den Ton an, lenkt die Aufmerksamkeit auf sich und dirigiert das Geschehen. Sie kommt unerwartet und erzählt wie so häufig ihre altbekannten Legenden (Homer, Ovid, Heiner Müller …) - mit divergierender Interpretationsvielfalt zwischen gewaltsamer Ent-, opernartiger Auf- und lustbetonter Verführung. Typischerweise verhält sie sich ein wenig un-gewohnt, verschwindet aber auch wieder – ein klassischer Fremd-Körper.
Die Projektion der drei simultan ablaufenden Filme erfolgt auf drei Leinwände, die sich links, mittig und rechts versetzt vor dem Publikum befinden. Die MusikerInnen sind als drei fast identische Quartette (Holzblas-, und Streich-instrument sowie Posaune und Schlagwerk) zwischen den Leinwänden und – als vierte Wand – hinter dem Publikum postiert. Die Komposition dieser Raum-Musik wird durch die intensive Form der vorbereitenden Auseinandersetzung und des gegenseitigen Gedankenaustausches auch sehr persönliche Noten enthalten. Die in den Video-O-Tönen strukturierte, eher private Geräuschentwicklung wie Geschirrgeklapper, Rauschen und Plätschern von Wasserhähnen und Toiletten, sowie Türenquietschen bis hin zum polyphonen Klingelkonzert wird von der Live-Musik aufgenommen, variiert und kontrastiert.
Die Wohnung selbst singt, ächzt und tanzt.
Grenzüberschreitende Wohnungsbesichtigungen aus ungewohnten Perspektiven.
Ein musikalisiertes Home-Video: Triptychon gewohnten europäischen Alltags.
... Küche, Diele, Bad ...
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