Einige waren ratlos. Einige wirkten irritiert. Wenige waren zornig. Viele verlebten einen vergnüglichen Abend. So könnte man kurz und knapp die Empfindungen des Publikums bei einem der seltsamsten Konzerte be-schreiben, die jemals in Recklinghausen zu hören (und sehen) waren.
Ein "szenisches Erlebnis" hatte der zuständige Programmgestalter Helmut Imig denjenigen versprochen, die den Mut hatten, sich am Montag abend auf den "grünen Hügel" zu begeben. Denn ein gewisses Maß an Courage gehörte schon dazu, angesichts angekündigter Werke von Satie, Milhaud, Witzmann und Walton den Weg ins Festspielhaus zu finden [...]
Nun, die Schar der "Aufrechten", die das Experiment der herkömmlichen Interpretation vorzog, wurde sicher nicht enttäuscht. Denn eines muß man sagen. Auch wenn nicht alles auf Anhieb verständlich wurde, wenn manches im Dunstkreis inzwischen vergangener Avantgarde verborgen blieb - der Unterhaltungswert der Musikfreunde-Veranstaltung war beachtlich.
Mit einem üblichen Konzert hatte die Inszenierung allerdings nur sehr am Rande zu tun. Natürlich gab es Musiker. Es gab auch einen Dirigenten. Doch niemand hatte einen Frack an, niemand saß auf einer Bühne, um dem Publikum die Töne quasi ins Angesicht zu blasen oder zu streichen.
Dafür gab es eine Video-Installation, bei der die Akteure mit ihren Instrumenten über das ganze Foyer verteilt saßen. Solisten also, die ein Dirigent auf dem Bildschirm zu einem imaginären Orchester vereinigte. [...]
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